Freitag, 17. Juli 2015
Tag 24 04:02 - 21:24 (16.07.)
04:03 und ich habe Durst. Was stimmt denn nicht mit mir?

Um 9 Uhr morgens stehe ich auf, um meine Mitbewohnerin zum Zug zu bringen. Sie fragt, ob ich mit will. Nun, als moralische Unterstützuung... zu tun hab ich auch nichts... warum nicht. Sie sagt: "Heute ist der 16. oder?" Joah, wieso? Sie legt zwei Flaschen Hugo in den Kühlschrank und sagt: "Heut Abend ist es vorbei mit der Fasterei. Ich habe auch gefastet..." (Ich denke: aha?) Sie: "Alkohol!" Ich lasse irgendwo mein Handy liegen. Hilfe - wo ist mein Henndi? (kleiner Seitenhieb für die Wissenden).

Wir müssen beide lachen und machen uns auf den Weg zum Zug (ich schwitze ein wenig). Sie hat ein hübsches neues Oberteil an - das bedauerlicherweise Schweißflecken produziert. Überall. Sichtbar. Am Bahnhof angekommen sprinte ich los zu H&M, um ihr ein Unterziehshirt zu holen (ich schwitze ein wenig mehr). Die Kasse ist voll - also gut, da steht eine Person vor mir - ich bitte die Dame, mich vor zu lassen und erkläre ihr die Situation (der Zug kommt gleich). Dann sprinte ich zurück, so schnell mich meine Flip Flops tragen (also äußerst langsam). Wir steigen in den Zug, sie zieht sich um (ich schwitze ganz furchtbar doll).

Mir ist ein wenig schwindelig. Zu viel Wasser Verlust. Wir lesen und lesen uns gegenseitig Textstellen vor. In der Stadt sind überall Menschen (auch ein bisschen stinkende). Sie trinken und Essen und ich denke: "Hah! Ab morgen darf ich das auch wieder, ätsch!"

Auf dem Rückweg haben wir einen Aufenthalt von 45 Minuten, wir gehen in ein Café. Was wir denn wollen? Ich bestelle eine Flasche Wasser zum mitnehmen - Iftar fällt (und das ausgerechnet heute) auf einen Zeitraum, wenn wir gerade unterwegs nach Hause sind und ich bin mir sicher, wenn ich um 21:24 Uhr nichts zu trinken bekomme, werde ich äußerst pisig (ramadan karim hin oder her). Neben uns sitzen Menschen (die stinken doll). Im Zug sitzen noch mehr Menschen um uns herum (die noch mehr stinken - wir riechen kurz an uns und stellen fest, dass wir es nicht sind).

21:24 trinken... Wasser - kostbares Wasser. Zu Hause koche ich, meine Mitbewohnerin kauft noch einige Dinge ein. Eigentlich sollte das ein großes Fest sein (der Freund ist beleidigt, warum ich ihn nicht eingeladen habe - ganz einfach "du gehörst zu den wenigen Menschen in meinem Leben, die immer ungefragt auftauchen dürfen und ich freue mich darüber." Wir holen das nach, versprochen!).

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Freitag, 17. Juli 2015
Tag 28 04:02 - 04:02 (15.07.-16.07.)
Je vous ai compris. That's What De Gaulle said before slaughtering the people of Algier.
When I started this experiment I never thought I would reach so many people. All I wanted was to show my friends and the people who know me that tolerance and respect is something that we can learn. That, if we are open minded and friendly and show respect to others, we can form a better community.
But from the moment I started I had trouble with a lot of people saying: have fun converting to Islam, why are you doing this, this is stupid, it is dangerous, it is not healthy. Actually: that just made me stronger and more eager to start and finish this experiment.
Why are so many people around me so narrow-minded? Am I the same? So I started researches I talked to Christians and to Moslems and got all the information I needed to start.
"You are not allowed to drink?" Nope. "Not at all?" Nope. And after telling the 20th person that I am not religious, neither muslima nor christian, that I want to do this to open the eyes of other people I realised that I got more and more positive feedback from other, encouraging me to move on, not eating or drinking or smoking in front of me and really caring for what I do - and listening to what ramadan really is about.
See I won't lie - I have not understood you yet completely. I do not pray. I believe in the mind of every single person. I believe that we all have the means to be a good person and to accept and to respect other people despite the colour of their skin, their religion or their handicaps. But we need more understanding. We have to become one again - we are one human race but we need to realize it. So that everyone of us can say one day honestly with all his heart: je vous ai compris - and every war is over.

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Donnerstag, 16. Juli 2015
Tag 27 04:02 - 04:02 (14.07.-15.07.)
Es ist der vor vorletzte Tag. Seien wir erhlich, ich hatte nicht gedacht, dass ich es (fast) durchstehen würde.

Ein Freund eines Freunde bat mich, den Blog auf Englisch zu schreiben. Wir traten in Kontakt und er wollte meine Beweggrunde wissen, welche er wiederum mit seinen Freunden teilen möchte. Ich habe mir sein Profil auf Facebook angesehen und bin beeindruckt von seiner Weltoffenheit und seiner kritischen Betrachtungsweise. Ein guter Mensch, dem ich sehr für neue Einsichten zu danken habe.

Es läuft im Fernseher eine Folge von Criminal Minds. Ein Mann aus Bagdad, ein Hafi (jemand, der den Koran vollstandig aus dem Gedächtnis rezitieren kann und sein Leben dem Islam gewidmet hat) ist Anführer einer Terrorzelle (wer sonst als der böse böse Moslem). Doch der Verhaltensanalytiker sagt einige sehr interessante Dinge. Unter anderem etwas ähnliches wie: das Böse hält sich nicht an Religionen und Ethnien.

Heute habe ich wirklich stark an meinem Vorhaben gezweifelt. Ein Freund sagte mir, es bringe nichts, ich könne nichts ändern. Ich würde mich nur selbst kaputt machen. Ich war so geladen, so verzweifelt - ich habe so viele Ideen und Visionen. Ich möchte nach Palästina und vor den kämpfenden Männern sprechen, beginnen mit "Söhne Abrahams". Auf einem Marktplatz stehen und alle engstirnigen Menschen zeigen, dass wir alle das selbe rote Blut haben.

Mit Angst und Hass und Terror erreicht man viel mehr Menschen, als mit friedlichen Worten. Auch wenn ich darüber nachgedacht habe. Ich werde diesen Weg weiter gehen.

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