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Freitag, 26. Juni 2015
Tag 8 03:52 - 03:52 (25.06.-26.06.)
tashbomville, 14:42h
Seufz, ich bin schon wieder um 9 wach. Meine Mutter hat sich zum Besuch angekündigt. Als sie gegen 11 Uhr ankommt sieht sie mich an und sagt: "Das gefällt mir überhaupt nicht, wie du aussiehst. Du bist ganz blass und schlecht aus." (Na danke...) "Hör' auf mit diesem Ramadan! Außerdem hast du einen ganz üblen Atem davon." Na toll. Ich würd ja sagen, ich kau Kaugummi, aber das darf ich auch nicht. Ich spreche einfach niemanden mehr direkt an.
Ich schüttle den Kopf. "Es geht mir gut. Und außerdem habe ich mir das selbst ausgesucht. Ich habe ein höheres Ziel. Wenn es mir irgendwann schlecht gehen sollte, werde ich das abbrechen, keine Sorge." Aber es geht mir gut! Noch nie habe ich so wenig Schlaf gebraucht!
Meine beste Freundin schreibt mir, sie ist auf der Arbeit und braucht dringend Voltaren Salbe (ihr Fuß ist aus unerfindlichen Gründen geschwollen). Ich bringe meine Mutter zum Bahnhof und bringe meiner besten Freundin die Salbe. Wir unterhalten uns ein wenig über meinen bevorstehenden Umzug. Es läuft leider nicht alles, wie es sollte, aber "Ramadan karim" und es wird sich mit Sicherheit eine Lösung finden. Als ich ihr das mit dem schlechten Atem erzähle sagt sie beiläufig: "Wie gut, dass dir das deine Mutter gesagt hat." Na toll.
Ich warte, bis sie Feierabend hat und bringe sie dann zum Bahnhof, wo wir uns noch kurz bei einem Café niederlassen. Sie hat sich zu Essen und zu trinken geholt. Ich lasse meinen Blick über die anderen Gäste schweifen und entdecke ein Pärchen einige Tische weiter. Sie isst und trinkt und raucht - er tut nichts dergleichen. Liebevoll steht er auf und holt ihr Servietten, weil sie gekleckert hat. Ich denke bei mir: "So etwas würde ich nie machen. Einen Moslem als Freund haben und vor ihm essen und trinken. Das ist irgendwie... respektlos."
Meine beste Freundin hat das auch bemerkt und meint: "Ich habe auch vor dir gegessen und getrunken." Darauf entgegne ich: "Naja, wir sind auch kein Paar." Sie stimmt mir zu. Also im Prinzip - es ist doch auch gut möglich, dass er weder Durst noch Hunger hatte, aber wieso setzt man sich dann gemeinsam hin? Normalerweise bestellt man doch was aus Gemeinschaftsgefühl, und sei es ein Glas Wasser.
Ich bringe sie zum Zug und laufe dann (sehr, sehr --- SEHR langsam nach Hause). Es ist warm und der See riecht furchtbar. An diesen Geruch werde ich mich wohl nie gewöhnen - der See im Sommer. Er klingt nach Meer, wenn das Waaer gegen die Promenade plätschert, weil gerade Wind geht. Aber er riecht ganz abscheulich. Nach stehendem Gewässer eben - kein Vergleich zum Meer, das die Salzluft weit in das Land hinein trägt. Heimweh. Selten aber es geschieht doch, dass ich mich nach der Heimat sehene - oder zumindest nach dem Meer.
Als ich zu Hause angekommen bin ist es 18 Uhr. Ich schreibe einen Zettel und hänge ihn außen an die Wohnungstür: "Liebe Mitbewohner, bitte leise sein, hab mich hingelegt, mir geht's nicht so gut, vielen Dank!" Kurz bevor ich einschlafe, klingelt es an der Tür - es ist der beste Freund meines Mitbewohners. Ob er da sein. Nein ist er nicht. Er meint, dann wartet er. Umso besser, ich bin gerade nicht in der verfassung, einen Gast zu bewirten (dazu müsste ich nämlich wach bleiben, ihm etwas zu essen und zu trinken vorsetzen und mich mit ihm unterhalten - das schaff ich nicht). Ich schlafe durch bis 21 Uhr.
Mein Mitbewohner und seine "Freundin" sind in der Küche. Sie hat ein unglaublich lautes Organ. Er hat gerade seine (!) Teller usw gespült. Vertehe ich nicht. Ich spreche ihn darauf an, warum er nicht gleich alles spült, seine Aussage daraufhin ist: "Weil ich nur meinen Dreck wegmache". Versteh ich auch nicht. Ich sage: "Also wenn ich das nächste Mal putze, soll ich deinen Dreck liegenlassen? Seit Februar hast du einmal hier drin die Küche staubgesaugt. Findest du das fair?" Er meinte, es sei nicht dreckig. Daraufhin informiere ich ihn, dass meine Mitbewohnerin und ich drei Wochen nicht geputzt hatten, um zu sehen, wann er es denn für dreckig genug halten würde - er meinte, er fände es nicht so dreckig. Natürlich nicht, ich habe ja auch am Montag geputzt, weil ich es nicht ausgehalten habe. Nun will er einen Putzplan. Nun gut, darüber können wir uns gerne zu dritt noch unterhalten. Ich informiere ihn auch über meinen Auszug und meinen Plan, meine Möbel vorerst hier zu lassen und jemanden zur Zwischenmiete zu suchen. Natürlich schlägt er seinen besten Freund vor, allein bei der Vorstellung, dass er in meinem Bett schläft und meine Möbel benutzt, graust es mich. Ich will jemanden, der sauber ist. Leider hat die Freundin, der ich das vorgeschlagen habe, kein Interesse daran.
Ich seufze. Eine Diskussion ist mir gerade zu anstrengend, wir verschieben alles auf unbestimmte Zeit, wenn wir mal alle drei anwesend sind.
Er sagt: "Du darfst gleich essen!" Ich nicke. Es ist schön, so unterstützt zu werden. Ich mache wieder kein dschimus (es wäre einfach zu viel!)
Stattdessen esse ich den Obstsalat bestehend aus 1 Banane, 1/2 Birne, einigen Kirschen, 1/2 Apfel, 1/2 Kiwi, 1 Nektarine und Mangosaft (ich hatte keinen Zitronensaft da - aber es schmeckt so viel besser)
Und eine große tasse Mocca! War ein Fehler. Ich liege bis 4 Uhr Morgens wach, wodurch ich allerdings meine Flüssigkeitszufuhr besser regulieren kann.
Ich bekomme auch eine wahnsinnige Unterstützung von Facebook - mehrere Stunden schreibe ich mit einem Herrn aus Kairo (dort sind die Fastenzeiten wirklich utopisch). Er bewundert es, dass ich das durchziehe, denn er stehe es nur durch seine religiöse Motivation durch. Dann erkennt er selbst: "Aber du hast auch eine Motivation."
Das stimmt. Aber ich glaube auch, dass ich dieses Experiment nur deswegen machen kann, weil ich eben nicht gläubig oder religiös bin. Ich verrate keine Doktrin, keine Regeln oder Gesetze werden gebrochen, wenn ich das mache. Ich folge nur meinen eigenen Prinzipien und Ideologien, das macht es um einiges einfacher.
Bitte teilt diesen Blog und erzählt allen davon - je mehr Menschen dieser Blog und dieses Experiment erreicht, desto mehr Menschen denken vielleicht über ihre Ansichten nach. ich hoffe es.
Ich schüttle den Kopf. "Es geht mir gut. Und außerdem habe ich mir das selbst ausgesucht. Ich habe ein höheres Ziel. Wenn es mir irgendwann schlecht gehen sollte, werde ich das abbrechen, keine Sorge." Aber es geht mir gut! Noch nie habe ich so wenig Schlaf gebraucht!
Meine beste Freundin schreibt mir, sie ist auf der Arbeit und braucht dringend Voltaren Salbe (ihr Fuß ist aus unerfindlichen Gründen geschwollen). Ich bringe meine Mutter zum Bahnhof und bringe meiner besten Freundin die Salbe. Wir unterhalten uns ein wenig über meinen bevorstehenden Umzug. Es läuft leider nicht alles, wie es sollte, aber "Ramadan karim" und es wird sich mit Sicherheit eine Lösung finden. Als ich ihr das mit dem schlechten Atem erzähle sagt sie beiläufig: "Wie gut, dass dir das deine Mutter gesagt hat." Na toll.
Ich warte, bis sie Feierabend hat und bringe sie dann zum Bahnhof, wo wir uns noch kurz bei einem Café niederlassen. Sie hat sich zu Essen und zu trinken geholt. Ich lasse meinen Blick über die anderen Gäste schweifen und entdecke ein Pärchen einige Tische weiter. Sie isst und trinkt und raucht - er tut nichts dergleichen. Liebevoll steht er auf und holt ihr Servietten, weil sie gekleckert hat. Ich denke bei mir: "So etwas würde ich nie machen. Einen Moslem als Freund haben und vor ihm essen und trinken. Das ist irgendwie... respektlos."
Meine beste Freundin hat das auch bemerkt und meint: "Ich habe auch vor dir gegessen und getrunken." Darauf entgegne ich: "Naja, wir sind auch kein Paar." Sie stimmt mir zu. Also im Prinzip - es ist doch auch gut möglich, dass er weder Durst noch Hunger hatte, aber wieso setzt man sich dann gemeinsam hin? Normalerweise bestellt man doch was aus Gemeinschaftsgefühl, und sei es ein Glas Wasser.
Ich bringe sie zum Zug und laufe dann (sehr, sehr --- SEHR langsam nach Hause). Es ist warm und der See riecht furchtbar. An diesen Geruch werde ich mich wohl nie gewöhnen - der See im Sommer. Er klingt nach Meer, wenn das Waaer gegen die Promenade plätschert, weil gerade Wind geht. Aber er riecht ganz abscheulich. Nach stehendem Gewässer eben - kein Vergleich zum Meer, das die Salzluft weit in das Land hinein trägt. Heimweh. Selten aber es geschieht doch, dass ich mich nach der Heimat sehene - oder zumindest nach dem Meer.
Als ich zu Hause angekommen bin ist es 18 Uhr. Ich schreibe einen Zettel und hänge ihn außen an die Wohnungstür: "Liebe Mitbewohner, bitte leise sein, hab mich hingelegt, mir geht's nicht so gut, vielen Dank!" Kurz bevor ich einschlafe, klingelt es an der Tür - es ist der beste Freund meines Mitbewohners. Ob er da sein. Nein ist er nicht. Er meint, dann wartet er. Umso besser, ich bin gerade nicht in der verfassung, einen Gast zu bewirten (dazu müsste ich nämlich wach bleiben, ihm etwas zu essen und zu trinken vorsetzen und mich mit ihm unterhalten - das schaff ich nicht). Ich schlafe durch bis 21 Uhr.
Mein Mitbewohner und seine "Freundin" sind in der Küche. Sie hat ein unglaublich lautes Organ. Er hat gerade seine (!) Teller usw gespült. Vertehe ich nicht. Ich spreche ihn darauf an, warum er nicht gleich alles spült, seine Aussage daraufhin ist: "Weil ich nur meinen Dreck wegmache". Versteh ich auch nicht. Ich sage: "Also wenn ich das nächste Mal putze, soll ich deinen Dreck liegenlassen? Seit Februar hast du einmal hier drin die Küche staubgesaugt. Findest du das fair?" Er meinte, es sei nicht dreckig. Daraufhin informiere ich ihn, dass meine Mitbewohnerin und ich drei Wochen nicht geputzt hatten, um zu sehen, wann er es denn für dreckig genug halten würde - er meinte, er fände es nicht so dreckig. Natürlich nicht, ich habe ja auch am Montag geputzt, weil ich es nicht ausgehalten habe. Nun will er einen Putzplan. Nun gut, darüber können wir uns gerne zu dritt noch unterhalten. Ich informiere ihn auch über meinen Auszug und meinen Plan, meine Möbel vorerst hier zu lassen und jemanden zur Zwischenmiete zu suchen. Natürlich schlägt er seinen besten Freund vor, allein bei der Vorstellung, dass er in meinem Bett schläft und meine Möbel benutzt, graust es mich. Ich will jemanden, der sauber ist. Leider hat die Freundin, der ich das vorgeschlagen habe, kein Interesse daran.
Ich seufze. Eine Diskussion ist mir gerade zu anstrengend, wir verschieben alles auf unbestimmte Zeit, wenn wir mal alle drei anwesend sind.
Er sagt: "Du darfst gleich essen!" Ich nicke. Es ist schön, so unterstützt zu werden. Ich mache wieder kein dschimus (es wäre einfach zu viel!)
Stattdessen esse ich den Obstsalat bestehend aus 1 Banane, 1/2 Birne, einigen Kirschen, 1/2 Apfel, 1/2 Kiwi, 1 Nektarine und Mangosaft (ich hatte keinen Zitronensaft da - aber es schmeckt so viel besser)
Und eine große tasse Mocca! War ein Fehler. Ich liege bis 4 Uhr Morgens wach, wodurch ich allerdings meine Flüssigkeitszufuhr besser regulieren kann.
Ich bekomme auch eine wahnsinnige Unterstützung von Facebook - mehrere Stunden schreibe ich mit einem Herrn aus Kairo (dort sind die Fastenzeiten wirklich utopisch). Er bewundert es, dass ich das durchziehe, denn er stehe es nur durch seine religiöse Motivation durch. Dann erkennt er selbst: "Aber du hast auch eine Motivation."
Das stimmt. Aber ich glaube auch, dass ich dieses Experiment nur deswegen machen kann, weil ich eben nicht gläubig oder religiös bin. Ich verrate keine Doktrin, keine Regeln oder Gesetze werden gebrochen, wenn ich das mache. Ich folge nur meinen eigenen Prinzipien und Ideologien, das macht es um einiges einfacher.
Bitte teilt diesen Blog und erzählt allen davon - je mehr Menschen dieser Blog und dieses Experiment erreicht, desto mehr Menschen denken vielleicht über ihre Ansichten nach. ich hoffe es.
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