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Sonntag, 5. Juli 2015
Tag 17 03:56 - 03:57 (04.07.-05.07.)
tashbomville, 16:48h
Ein mehrstündiges Gespräch mit einem Moslem brachte mir über ihn folgende Erkenntnisse:
Er fastet nicht, weil er der Überzeugung ist, dass ein weiser Gott/Allah niemals den von ihm erschaffenen Menschen quälen oder ihn durch das Fasten krank machen würde. Er meint, dass der Mensch nun einmal Wasser braucht und der "Architekt des Menschen" das weiß. Außerdem tendiert er zum Tengrismus. Er hat erzählt, dass die Menschen in den Muslimischen Ländern darum bitten, während des Ramadan Wasser trinken zu dürfen. Und dass bereits viele daran gestorben sind. Und dass ich damit aufhören soll. Des weiteren erzählt er mir, wer in diesen Ländern nicht fastet, wird diskriminiert, obwohl es doch im Koran als freiwillig hinterlegt ist.
Nun gut, ich trinke momentan Wasser, damit meine Nieren nicht versagen - seien wir mal ehrlich, bei dieser Hitze kann man sowieso nichts essen.
Abends kommt ein Freund zu Besuch und wir gehen ein Eis essen. Während wir am See spazieren gehen und als Blutbank für die dort ansässigen Mücken dienen, fragt er, wieso ich nicht einfach schummle, denn das könne niemand nachprüfen. Das ist richtig - niemand würde es je erfahren. Doch warum schummeln die Moslems nicht? Weil sie Angst davor haben, dafür missachtet zu werden oder in die Hölle zu kommen. Dann erläutere ich ihm, dass all das nichts als eine Idee ist und ein damit verbundener Idealismus. Was hätte ich davon? Ich würde mich selbst belügen. Mein Experiment wäre gescheitert. Ich habe mir das nun einmal vorgenommen, mehr als die Hälfte der Zeit ist bereits rum und es geht mir gut - geistig und körperlich (die Schmerzen sind gerade minimal). Genau so hat ein Moslem (ein strengglaubiger) seinen Idealismus aus religiösen Beweggründen. Ein Pazifist aus moralischen usw. Es ist, als nähme man sich vor, jeden Tag einen Baum zu pflanzen. Man zieht das einfach durch.
Er fastet nicht, weil er der Überzeugung ist, dass ein weiser Gott/Allah niemals den von ihm erschaffenen Menschen quälen oder ihn durch das Fasten krank machen würde. Er meint, dass der Mensch nun einmal Wasser braucht und der "Architekt des Menschen" das weiß. Außerdem tendiert er zum Tengrismus. Er hat erzählt, dass die Menschen in den Muslimischen Ländern darum bitten, während des Ramadan Wasser trinken zu dürfen. Und dass bereits viele daran gestorben sind. Und dass ich damit aufhören soll. Des weiteren erzählt er mir, wer in diesen Ländern nicht fastet, wird diskriminiert, obwohl es doch im Koran als freiwillig hinterlegt ist.
Nun gut, ich trinke momentan Wasser, damit meine Nieren nicht versagen - seien wir mal ehrlich, bei dieser Hitze kann man sowieso nichts essen.
Abends kommt ein Freund zu Besuch und wir gehen ein Eis essen. Während wir am See spazieren gehen und als Blutbank für die dort ansässigen Mücken dienen, fragt er, wieso ich nicht einfach schummle, denn das könne niemand nachprüfen. Das ist richtig - niemand würde es je erfahren. Doch warum schummeln die Moslems nicht? Weil sie Angst davor haben, dafür missachtet zu werden oder in die Hölle zu kommen. Dann erläutere ich ihm, dass all das nichts als eine Idee ist und ein damit verbundener Idealismus. Was hätte ich davon? Ich würde mich selbst belügen. Mein Experiment wäre gescheitert. Ich habe mir das nun einmal vorgenommen, mehr als die Hälfte der Zeit ist bereits rum und es geht mir gut - geistig und körperlich (die Schmerzen sind gerade minimal). Genau so hat ein Moslem (ein strengglaubiger) seinen Idealismus aus religiösen Beweggründen. Ein Pazifist aus moralischen usw. Es ist, als nähme man sich vor, jeden Tag einen Baum zu pflanzen. Man zieht das einfach durch.
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Samstag, 4. Juli 2015
Tag 16 03:53 - 03:52 (03.07.-04.07.)
tashbomville, 21:58h
GUten Tag, meine Lieben,
heute mit einiger Verspätung auf grund des schönen Wetters...
Das Brennen hat leider nicht nachgelassen und es ist bereits Morgens zu spüren. Ich muss also trinken - eine Niere ist zu teuer, um sie zu verlieren. Ich fahre also zu meiner Mutter und wir verbringen den Tag miteinander und essen Abends zusammen - sie bricht allerdings das Fasten nicht mit mir. Nun ja, eigentlich habe ich es bereits durch das Trinken gebrochen und ich müsste diesen Tag nun nachholen. D.h. auch die Tatsache, dass ich bis zum Iftar nicht gegessen habe, spielt keine Rolle - Ramadan ist Ramadan - wer trinkt, muss den Tag nachholen.
Über den Tag hinweg ist es dann doch besser geworden und Abends fahre ich meine Arbeitskollegin von der Arbeit abholen. Sie wollen noch ein Feierabend Getränk zu sich nehmen und fragen, ob ich auch etwas Sekt will - natürlich nicht. Ich trinke zwar Wasser, doch das dient einzig der Aufrechterhaltung meiner Nierenfunktion.
Wir unterhalten uns über Arbeitsbedingungen und -moral, über Kollegialität und Krankheit und darüber, wie verpönt die Gastronomiebranche ist. Und wehe, jemand wird krank: in der Gastro ist es nämlich so üblich, trotz 40 Grad Fieber zur Arbeit zu erscheinen und eventuell eine chronische Bronchitis zu riskieren.
Eines der Mädchen stellt die Handtasche auf den Boden, da fragt meine Mitbewohnerin, ob es eine echte Michael Korrs Tasche sei - ja - "Und die stellst du auf den Boden" Fragezeichenausrufezeichenfragezeichen.
Eine andere erkundigt sich, wer Michael Korrs sei, allseits Erheiterung (die ich nicht verstehen kann. Ich weiß zwar, wer das ist und was es ist, aber ist es für das tägliche Leben nicht vollkommen uninteressant?).
Meine Mitbewohnerin erzählt eine Anekdote, die sie einen Gabbana Blazer auf der Arbeit trug und einer der Gäste sie fragte, ob sie die Tochter des Geschäftsführers sei - darauf verkündete sie: "Qualität sieht man eben!" Und nun kommt der Ausspruch, der den bislang netten Abend zu Nichte machte: einer der noch-Auszubildenden sprach fröhlich: "Billige Menschen sehen nun mal immer billig aus."
Faustschlag in den Magen. Ich habe Markenkleidung - sicher, denn in meinem Job wird das von mir erwartet, ein teures Kostüm zu tragen - solange niemand weiß, dass ich es im Sales zur Hälfte des eigentlichen Preises erstanden habe ;) . Doch niemals sollte ein Mensch danach beurteilt werden, was für eine Kleidung er trägt. Selbst wenn es nach Gottfired Keller geht und Kleider Leute machen - dies funktioniert nur, wenn man eine Literarische Figur ist. Ich bin schokiert und mache mir sogleich eine Notiz in mein Handy - eine andere Azubine schaut mich interessiert an und ich murmle: "Den Spruch muss ich mir kurz notieren..."
"Was für ein Spruch?" tönt es von der Dame, die den Spruch hat verlauten lassen. Ich wiederhole ihn und sage ihr, dass ich es nicht für richtig halte, einen Menschen nach seiner Kleidung zu beurteilen. Sie sagt, sie hätte das anders gemeint, nämlich dass jemand, der charakterlich nichts tauge auch in teurer Kleidung billig aussähe. Ich kann mir nicht helfen - aber das klang eben anders. Nun gut. Vermutlich bin ich nur auf Krawall gebürstet.
Einen Tag zuvor war ich bei Liebeskind (noch so eine sackteure Marke) und betrachtete eine Handtasche, die reduziert bei sage und schreibe (nun sollten die schwachen Gemüter sich die Augen zuhalten lassen...) 349,- Euro kostet. Schön und gut - sie ist aus echtem Leder und vermutlich hält sie auch dementsprechend lange. Vermutlich würde ich sie in 40 Jahren, wenn sie verblichen und zerfleddert ist, noch immer nicht hergeben wollen, da sie ja einmal so teuer war. Doch die Tatsache ist doch folgende, seien wir mal ehrlich: sie dient dazu, Dinge hineinzutun. Lippenstifte, Tampons, Geldbeutel, Handy. Und ja, wir sind Frauen und möchten diese Dinge nicht unbedingt in einem Jutesack auf dem Rücken tragen (Hipster ausgenommen) und die Tasche soll möglichst hübsch sein - alles schön und gut. Aber tut es das nicht auch für, sagen wir mal, 50,- Euro? Ich denke da an eine beliebige Familie, die mit 300,- Euro eines ihrer 8 Kinder am Leben halten könnte.
Ja ich weiß - wir haben diese Sorgen hier nicht. Wir haben hier andere Sorgen. Wie z.B. "hole ich mir einen Porsche oder tut es ein 7er BMW?" Große Fragen.
Ich frage mich, wenn es hier hart auf hart kommt und wir nicht mehr in dieser priviligierten Gesellschaft leben, in der kaum einer Tomaten anzubauen weiß - würde jemand eine Gurke gegen diese 349,- Euro Handtasche tauschen? Oder gegen einen Porsche?
heute mit einiger Verspätung auf grund des schönen Wetters...
Das Brennen hat leider nicht nachgelassen und es ist bereits Morgens zu spüren. Ich muss also trinken - eine Niere ist zu teuer, um sie zu verlieren. Ich fahre also zu meiner Mutter und wir verbringen den Tag miteinander und essen Abends zusammen - sie bricht allerdings das Fasten nicht mit mir. Nun ja, eigentlich habe ich es bereits durch das Trinken gebrochen und ich müsste diesen Tag nun nachholen. D.h. auch die Tatsache, dass ich bis zum Iftar nicht gegessen habe, spielt keine Rolle - Ramadan ist Ramadan - wer trinkt, muss den Tag nachholen.
Über den Tag hinweg ist es dann doch besser geworden und Abends fahre ich meine Arbeitskollegin von der Arbeit abholen. Sie wollen noch ein Feierabend Getränk zu sich nehmen und fragen, ob ich auch etwas Sekt will - natürlich nicht. Ich trinke zwar Wasser, doch das dient einzig der Aufrechterhaltung meiner Nierenfunktion.
Wir unterhalten uns über Arbeitsbedingungen und -moral, über Kollegialität und Krankheit und darüber, wie verpönt die Gastronomiebranche ist. Und wehe, jemand wird krank: in der Gastro ist es nämlich so üblich, trotz 40 Grad Fieber zur Arbeit zu erscheinen und eventuell eine chronische Bronchitis zu riskieren.
Eines der Mädchen stellt die Handtasche auf den Boden, da fragt meine Mitbewohnerin, ob es eine echte Michael Korrs Tasche sei - ja - "Und die stellst du auf den Boden" Fragezeichenausrufezeichenfragezeichen.
Eine andere erkundigt sich, wer Michael Korrs sei, allseits Erheiterung (die ich nicht verstehen kann. Ich weiß zwar, wer das ist und was es ist, aber ist es für das tägliche Leben nicht vollkommen uninteressant?).
Meine Mitbewohnerin erzählt eine Anekdote, die sie einen Gabbana Blazer auf der Arbeit trug und einer der Gäste sie fragte, ob sie die Tochter des Geschäftsführers sei - darauf verkündete sie: "Qualität sieht man eben!" Und nun kommt der Ausspruch, der den bislang netten Abend zu Nichte machte: einer der noch-Auszubildenden sprach fröhlich: "Billige Menschen sehen nun mal immer billig aus."
Faustschlag in den Magen. Ich habe Markenkleidung - sicher, denn in meinem Job wird das von mir erwartet, ein teures Kostüm zu tragen - solange niemand weiß, dass ich es im Sales zur Hälfte des eigentlichen Preises erstanden habe ;) . Doch niemals sollte ein Mensch danach beurteilt werden, was für eine Kleidung er trägt. Selbst wenn es nach Gottfired Keller geht und Kleider Leute machen - dies funktioniert nur, wenn man eine Literarische Figur ist. Ich bin schokiert und mache mir sogleich eine Notiz in mein Handy - eine andere Azubine schaut mich interessiert an und ich murmle: "Den Spruch muss ich mir kurz notieren..."
"Was für ein Spruch?" tönt es von der Dame, die den Spruch hat verlauten lassen. Ich wiederhole ihn und sage ihr, dass ich es nicht für richtig halte, einen Menschen nach seiner Kleidung zu beurteilen. Sie sagt, sie hätte das anders gemeint, nämlich dass jemand, der charakterlich nichts tauge auch in teurer Kleidung billig aussähe. Ich kann mir nicht helfen - aber das klang eben anders. Nun gut. Vermutlich bin ich nur auf Krawall gebürstet.
Einen Tag zuvor war ich bei Liebeskind (noch so eine sackteure Marke) und betrachtete eine Handtasche, die reduziert bei sage und schreibe (nun sollten die schwachen Gemüter sich die Augen zuhalten lassen...) 349,- Euro kostet. Schön und gut - sie ist aus echtem Leder und vermutlich hält sie auch dementsprechend lange. Vermutlich würde ich sie in 40 Jahren, wenn sie verblichen und zerfleddert ist, noch immer nicht hergeben wollen, da sie ja einmal so teuer war. Doch die Tatsache ist doch folgende, seien wir mal ehrlich: sie dient dazu, Dinge hineinzutun. Lippenstifte, Tampons, Geldbeutel, Handy. Und ja, wir sind Frauen und möchten diese Dinge nicht unbedingt in einem Jutesack auf dem Rücken tragen (Hipster ausgenommen) und die Tasche soll möglichst hübsch sein - alles schön und gut. Aber tut es das nicht auch für, sagen wir mal, 50,- Euro? Ich denke da an eine beliebige Familie, die mit 300,- Euro eines ihrer 8 Kinder am Leben halten könnte.
Ja ich weiß - wir haben diese Sorgen hier nicht. Wir haben hier andere Sorgen. Wie z.B. "hole ich mir einen Porsche oder tut es ein 7er BMW?" Große Fragen.
Ich frage mich, wenn es hier hart auf hart kommt und wir nicht mehr in dieser priviligierten Gesellschaft leben, in der kaum einer Tomaten anzubauen weiß - würde jemand eine Gurke gegen diese 349,- Euro Handtasche tauschen? Oder gegen einen Porsche?
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Freitag, 3. Juli 2015
Tag 15 03:53 - 03:52 (02.07.-03.07.)
tashbomville, 10:36h
Heute habe ich eine Geschichte von einem Freund von euch. Er ist Turke, betrachtet sich aber nicht als Moslem. Er fastet nicht und betet nicht zu Allah. Er wohnt in Berlin, einer Stadt, in der es viele Menschen gibt, die auf der Strasse leben - manche mit Absicht, doch die meisten haben wirklich nichts. Neulich lief er durch seinen Kiez, da sah er einen Mann am Gehwegrand liegen. Es herrschten etwa 35 grad, doch der Mann trug einen Mantel. Er zitterte am ganzen Leib und bat die Vorbeigehenden um Wasser, doch wurde einfach nicht beachtet. Besagter Freund ging in den nächsten Laden und kaufte ihm etwas zu essen und zu trinken. Als er zurück kam, stand ein Landsmann von ihm über dem Bettler, packte ihm am Mantel und schleuderte ihn von sich weg. Bis der Freund bei ihm war wollte der Unbekannte bereits auf den Mann einschlagen.
Mein Freund ging auf ihn zu und drohte ihm: "lass den Mann los, oder du bekommst es mit mir zu tun", woraufhin der Unbekannte höhnisch erwiderte: "ach das ist doch nur eun reudiger Zigeuner." Besagter Freund sieht rot und sagt:"das ist ein Mensch und das, was du da machst, hat er nicht verdient!" In einigen Läden um die drei herum fiel der Lärm auf und einige stürmten heraus, um zu helfen (und zu gaffen). Da ergriff der Unbekannte die Flucht, aus Angst um sein wohlergehen. Er wusste also, dass es falsch war, was er tat.
Mein Freund sagt zum Abschluss zu mir am Telefon: "ich versteh das einfach nicht. Wie kann man nur so sein? Und das auch noch zum Ramadan?"
Ich versteh es auch nicht. Ist ein einzelner Mensch so wenig wert?
A propos Ramadan... die Schmerzen beim Urinieren waren morgens weg, doch Nachmittags wurde es schlimmer und egal wie sehr ich suchte, es zu vermeiden: meine Nieren willen Ballast loswerden. Ich werde morgen wohl Wasser trinken müssen und für einen Tag unterbrechen.
Ich hole meine Mitbewohnerin von der Arbeit ab und wir essen einen McFlurry. Auf den habe ich mich bereits seit gestern gefreut :)
Mein Freund ging auf ihn zu und drohte ihm: "lass den Mann los, oder du bekommst es mit mir zu tun", woraufhin der Unbekannte höhnisch erwiderte: "ach das ist doch nur eun reudiger Zigeuner." Besagter Freund sieht rot und sagt:"das ist ein Mensch und das, was du da machst, hat er nicht verdient!" In einigen Läden um die drei herum fiel der Lärm auf und einige stürmten heraus, um zu helfen (und zu gaffen). Da ergriff der Unbekannte die Flucht, aus Angst um sein wohlergehen. Er wusste also, dass es falsch war, was er tat.
Mein Freund sagt zum Abschluss zu mir am Telefon: "ich versteh das einfach nicht. Wie kann man nur so sein? Und das auch noch zum Ramadan?"
Ich versteh es auch nicht. Ist ein einzelner Mensch so wenig wert?
A propos Ramadan... die Schmerzen beim Urinieren waren morgens weg, doch Nachmittags wurde es schlimmer und egal wie sehr ich suchte, es zu vermeiden: meine Nieren willen Ballast loswerden. Ich werde morgen wohl Wasser trinken müssen und für einen Tag unterbrechen.
Ich hole meine Mitbewohnerin von der Arbeit ab und wir essen einen McFlurry. Auf den habe ich mich bereits seit gestern gefreut :)
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